Liebe Leser, mehrfach erreichten mich Hinweise, die Abstände zwischen den einzelnen Blogeinträgen seien zu lang. Man wolle mehr und kontinuierlicher lesen; ich solle doch einfach eine Art "Tagebuch des Antiquars" führen, in dem ich von den Leiden & Freuden usw. berichtete. So sehr ich mich über diese Rückmeldungen freue: Liebe Leser, das werde ich ganz sicher nicht tun; dann wäre ich dann nur noch mit der Dokumentation eines Alltags befaßt, der neben der "Arbeit am alten Buch", die oftmals viel zu kurz kommt, von all dem unsäglichen Blödsinn zugemüllt wird, mit dem "man" die Bürger und hier bevorzugt die kleinen Selbständigen & Gewerbetreibenden traktiert, nicht selten in Schröpfungsabsicht. DAS wäre allerdings mal einen längeren Blog-Eintrag wert: Von der Zerstörung des kontemplativ-tätigen Lebens durch die Administration. - "Laßt mir meine Ruh, damit ich was Gescheites zustande bringen kann!"
Eine Liste der an dieser Lebenszerwirkung teilnehmenden, ehrwürdigen Institutionen ließe sich leicht anfertigen; nur wäre sie recht umfassend und man könnte am Ende vielleicht darauf verfallen, an der Sinnhaftigkeit des ganzen Treibens zu zweifeln - und das wollen wird doch nicht, nein, nein, die ordo naturalis muß schon noch erhalten bleiben. Ansonsten empfiehlt sich eine gesunde Mischung aus Phlegma, Ignoranz und Renitenz im Umgang mit dem üblichen Alltagsirrsinn von A wie Abfallgebührenordnung bis Z wie Zahnersatzzuzahlungsklausel, versteckte.
Aber über die Amplituden des Alltagslebens, die besonders schönen, spannenden, absurden und grausamen Dinge, will ich gerne etwas schreiben.
So zum Beispiel über die Gründung einer neuen XING-Gruppe für Antiquare. Bereits ein Jahr lang hatte es eine Gruppe unter Leitung von Herrn Weinbrenner gegeben, die allen Interessierten offenstand. Die Auseinandersetzungen waren dort vor allem zu Beginn außerordentlich interessant. Leider war die Aktivität in dieser Gruppe, vielleicht bedingt durch deren Inhomogenität, zuletzt sehr spärlich. Die neu gegründete Gruppe ist nur für vollgewerblich tätige und angestellte Antiquare zugänglich; als Moderatoren fungieren meine Wenigkeit und Herr Klaus Erthal (Worms). Ich verspreche mir viele konzentrierte und interessante Debatten über bibliophile, bibliographische und vertriebliche Aspekte des Antiquariatsgewerbes.
Eine Meldung im Börsenblatt zur Zielsetzung der Gruppe können Sie HIER nachlesen.
Ich würde mich sehr freuen, weitere interessierte Mitglieder unter den Antiquaren für diese Gruppe zu gewinnen, wobei eine aktive Teilnahme ausdrücklich erwünscht ist. Gerade unter den älteren und gestandenen Händlern, die das Gewerbe in den letzten Jahrzehnten geprägt haben, ist oftmal eine skeptische Haltung gegen den Internethandel und die damit verbundenen Aktivitäten zu vernehmen. Ich möchte gerade diesen Teil der Antiquare gerne dazu überreden, diese Vorbehalte aufzugeben und dabei zu helfen, die "guten alten" Praktiken und klassischen Tugenden unseres Gewerbes mit in die neue mediale Welt zu transportieren. Ihr weisen und erprobten Fahrensleut', gebt Eurem Herzen 1 Stoß! Die Berufsgenossenschaftserfassungsformulare auszufüllen ist viel, viel schlimmer... aber solche Themen wollte ich ja vermeiden.
Also: Auf gutes Gelingen! und Dank für Ihr Interesse,
Ihr Otto W. Plocher
Werter Kollege,
AntwortenLöschenkönnten Sie sich in Übereinstimmung mit Herrn Erthal dazu durchringen, die Gruppe netzöffentlich darzustellen, d.h. für Google durchsuchbar und für kleinere und/oder schüchterne Kollegen von außen lesbar zu machen?
Gerade weil Sie die internetscheuen Antiquare unter uns ermuntern wollen, sich der neuen Zeit zu öffnen, sollten Sie Google nicht unterschätzen in zweierlei Hinsicht:
1) die Kontakte, Anregungen und Verbindungen, die sich durch Google ergeben, sind vor allem qualitativ gar nicht zu überschätzen,
2) die Öffentlichkeit wirkt als Korrektiv, aber auch als Ansporn auf jeden Typ des Antiquars anders, restriktiv oder befördernd, fast immer aber positiv.
Die notorischen Geheimniskrämer, Abschotter und Sekretierer in unserem Gewerbe - um des lieben Friedens wilen nenne ich sie nicht - haben meist recht seltsame, nicht immer uneigennützige Gründe, die angeblich für den Ausschluß der Öffentlichkeit sprechen.
Was das Schreiben von Beiträgen angeht, können allerdings der Zwang zur Registrierung und eine gewisse Zugangshürdenbildung recht nützlich sein. Aber das Lesen sollten Sie freistellen.
Was aus dem alten Forum sekretiert bleiben soll, können Sie ja in einen Sonderbereich verschieben, der von außen nicht betreten und durch Google nicht durchsucht werden kann.
Die Umstellung ist fast durch Knopfdruck zu bewerkstelligen und wird dem Forum ungeahnte Leserschaft bescheren (worunter auch ich mich dann gern rechne).
Lieber Kollege Mulzer,
AntwortenLöschenich habe Ihre Argumente verstanden, muß aber im Falle der neuen XING-Gruppe „Antiquariat“ in jedem Falle konsequent bleiben. Die Kollegen wünschen ein geschlossenes, internes und gegen Einblicke von außen uneinsichtiges Austausch-Forum, in dem sich vollerwerblich tätige Antiquare und Gebrauchtbuchhändler (um das Wort wieder einmal zu benutzen) verständigen. Die Beiträge in der alten, nunmehr inaktiv geschalteten XING-Gruppe "Antiquarischer Buchhandel" sind nur für ehemalige Mitglieder nachzulesen und auch nicht in die neue Gruppe übernommen worden.
Daß heißt ja nicht, daß es nicht irgendwann einmal sinnvoll wäre, eine netzöffentliche Gruppe (über Google oder wie auch immer) zu gründen, in der alle Teilnehmer des Marktes (Händler, Kunden, Dienstleister, Bibliothekare, Messeveranstalter usw.) sich frei äußern können. In dieser Hinsicht war die Inhomogenität der halbgeschlossenen alten XING-Gruppe tatsächlich problematisch und hat zu vermehrter Inaktivität der Teilnehmer geführt. Aber ich weissage es Ihnen jetzt schon: Wie man’s macht, ist es verkehrt.
Ich persönlich bin aber einstweilen mit der Organisation der neuen Gruppe, meinem Blog, verschiedenen publizistischen Projekten und meinem Hobby (ich verkaufe nebenher gebrauchte Bücher) vollständig beschäftigt; bitte um Verständnis!
Freundliche Grüsse Ihr OW Plocher
Lieber Kollege Plocher,
AntwortenLöschenzur Abendstunde rasch noch eine Klarstellung: Ich dachte keineswegs an die schreibende Teilnahme berufsfremder Leute. Nach meiner Beobachtung ist ein Dialog zwischen Kunden und Antiquaren nicht möglich, nicht einmal zwischen Bibliothekaren oder Neubuchhändlern und uns. Das mag daran liegen, daß das Antiquariat selbst für Stammkunden heute schwerer verständlich ist denn je.
Bei der "Öffentlichkeit" einer Gruppe geht es mir vielmehr um die vielfältigen Bezüge, die unsere Anliegen so dringend brauchen, um die "Vernetzung" also, die nur durch Netz-Öffentlichkeit ermöglicht wird, etwa zur Datenbank-Wirtschaft, zu den Informations- und Dokumentationsprojekten der öffentlichen Hand, zu den juristischen Instanzen, zu den Paketpostfirmen, zu den Neubuchverlagen (ja - sogar zum Börsenverein...).
Alle diese Bezüge sind in Internetzeiten nur über Google-Vernetzung, über Öffentlichkeit möglich.
Da Sie die alten Postings nur den damaligen Mitgliedern zur Verfügung stellen, sicher eine sinnvolle Maßnahme, ermuntere ich Sie ganz dringend, die neue Gruppe ab einem Stichtag X, am besten ab heute, lese-öffentlich zu machen, also nur was den Lesezugriff und die Google-Spiderung betrifft. Das kostet Sie und Ihren werten Komoderator keine zusätzliche Zeit, sondern - - ein Kreuzchen bei Xing.
Ganz freundlich grüßt Sie Ihr Peter Mulzer
Habe mich, gewisse Widerstände beiseiteschiebend, um Beitritt in Ihre Gruppe beworben. Ich möchte doch sehen, ob es sich wieder einmal bewahrheitet, daß sanfte Gemüter, esoterisch-künstlerische Naturen, sind sie einmal an die Macht gekommen, ein grausames Regiment zu führen pflegen. Während alte Brummbären, wie ich einer bin, mit sanfter Hand regieren. - Meine tiefe, bis ins Detail gehende Ablehung gegen Xing, was die technisch-administrative Seite angeht, hat sich mir schon bei der (entwürdigenden) Antragsprozedur gestern ein erneutes Mal bestätigt. Wie Sie sich da wohlfühlen, kann ich nicht verstehen.
AntwortenLöschenLieber Kollege Mulzer,
AntwortenLöschenvielen Dank für Ihre Bewerbung zum Gruppenbeitritt, für den Sie gewisse Widerstände beiseite schoben. Aber da Sie bereits unter der entwürdigenden Aufnahmeprozedur bei XING über Gebühr leiden mußten, möchte ich Ihnen die praktische Anschauung, daß gerade sanfte, proustsche Naturen, geraten sie an die Schaltstellen der Macht, mit besonderer Grausamkeit ihr Regiment führen, gerne ersparen. Die neue XING-Gruppe ist fest im Würgegriff der mit noch nie gesehener Brutalität und Gehässigkeit agierenden sanften Unmenschen Klaus „Snake“ Erthal & Otto W[erwolf] Plocher. Für weitere carnivore Untiere & Reptilien ist in der Gruppe kein Platz, zumal –bitte dies nicht zu vergessen– täglich die Gefahr des Datenklaus unverhohlen droht.
Noah war weise genug, bei der Beladung seiner Arche auf die für Bootskörper gefährlichen Pfahl- und Bohrmuscheln zu verzichten, die innerhalb kurzer Zeit jedes stolze Schiff zum Sinken bringen. Die biblischen Überlieferungen sind in diesem Punkt etwas unscharf. Für weitere Informationen siehe bei Wikipedia: Teredo navalis (http://tinyurl.com/yazxrm7). Ich aber meine: Navigare necesse est, nur nicht ad Anticyram.
Mit freundlichen Grüssen aus gehöriger Distanz
Ihr Otto W. Plocher
Gitt zum Gruße,
AntwortenLöschenZ e n s u r also - es ist dies ganz gewiß eine weise Entscheidung, wenn man die Ruhe, den sanften Schlummer und die beschauliche kulturelle Hebung unseres Berufsstands im Auge hat.
Ob nun freilich das, was ich mit Fortschritt, mit der Klärung wichtiger Fragen, mit Absatzförderung und - jawohl - Humanisierung unserer Tagesarbeit in einem tieferen Sinn umschreiben möchte, befördert wird, indem man unbequeme Kollegen ausschließt von der Diskussion, daran habe ich so meine Zweifel.
Womit wir diese Sache abschließen sollten. Bleibt eine Geschmacksfrage übrig, die eher persönlicher Natur ist: Wie bringen Sie Ihre literarische Empfindelei, jene blumenstreuende Herzensmilde Ihres Lieblingsautors unter einen Hut mit dem eiskalten Xing-System? Mich fröstelt es dort, rein formal gesehen.
Aber da wären wir schon wieder bei der Webseitenkritik, beim Umgang mit unseren Kunden, das alles wollen Sie ja schon diskutieren - aber nicht mit Ihrem (übrigens gar nicht distanzierten)
Peter Mulzer
Sehr geehrter Herr Mulzer, als langjähriger Verfolger dieser unsäglichen Dauerdiskussionen möchte ich Sie einmal ganz öffentlich fragen: können Sie sich garnicht vorstellen warum das irgendwie nie so richtig mit Ihnen und dem Rest der Antiquariatswelt klappt? Sie haben doch einige wirklich ganz interessante und wichtige Aspekte des Antiquariatsdaseins beschrieben und hin und wieder auch schlüssig dargestellt, nur um diese im Handumdrehen ins Absurdistanmäßige abzuschießen und uns mit ellenlangen Litaneien zu quälen. Wie wär es denn einfach mal mit einem Verhaltenskodex? Ich muß ehrlich gestehen, einige Ihrer Anregungen vermisse ich wirklich. Sie haben einige durchaus schlauen Bemerkungen zum Thema ebay gemacht, sind bei weiteren Beiträgen durchaus auf Terrain gelangt das mich zumindest interessiert hat. Nur ist dann alles irgendwie außer Kontrolle geraten und es sind soviele Ungereimtheiten und Betulichkeiten zutage gekommen, vielleicht auch durch eine ordentliche Portion Ego?? Also ich frage mich wirklich, wenn Ihr Verlangen an diesem ganzen Zirkus mitzumischen so groß ist, tja wieso gelingt es dann nicht sich an gewisse Spielregeln zu halten. Aber Sie werden Ihre Gründe haben. Volker Riepenhausen
AntwortenLöschenLieber Herr Plocher,
AntwortenLöschenals dauerhafter Bewunderer Ihrer Bemühungen bin ich langsam besorgt: Was ist passiert? Bzw.: warum passiert so lange nichts? Krank? Depressiv? Resigniert?
Alles gute Gründe, aber keine schönen. Die Welt braucht ihr Blog, die Welt braucht aber auch Einträge in Ihrem Blog. Sonst ist sie traurig. Und wenn schon nicht die Welt, dann wenigstens:
Ihr M. Achterdiek!